Nun gehen wir schon auf den vierten Fastensonntag zu. Noch geht das Verzichten gut. Aber will ich mir mit dem Verzicht meine eigene Stärke beweisen? Wäre das ein wirkliches Fasten?
Fasten – Wahrscheinlich hat unser Fasten eine Wortverwandtschaft zum Adjektiv „fest“. Im Flugzeug begegnen wir diesem Wort im Englischen : „Please fasten your seatbelts!“ – Bitte schließen Sie die Sicherheitsgurte! Oder: Bitte machen sie sich fest.
Fasten – sich an etwas festmachen! Woran mache ich mich in meinem Alltag denn fest? Was hält mich fest in meinem Leben? Sind es immer wirkliche Ankerpunkte, oder ist es manchmal auch Nichtiges? Diese Fragen kann ich mir in den vierzig Tagen vor Ostern einmal wieder bewusst stellen.
Das MISEREOR-Hungertuch dieses Jahres hat eben dieses Thema aufgegriffen. Prof. Dao Zi hat über einen Ausschnitt aus der Bergpredigt meditiert, als er das Kunstwerk schuf. Der Satz: “ Wo Dein Schatz ist, da ist auch Dein Herz.“ kann dabei als eine Sehhilfe in Bezug auf das Gemälde verstanden werden.
Was sind die Schätze an denen ich mich festmache? Verzichte ich auf wahre Schätze, um ihren Wert neu zu ergründen? Oder merke ich im Verzicht, dass es sich um einen Nichtigkeit, also gar nicht um einen Schatz in meinem Leben handelt?
Ich möchte mich neu fest machen, an Gott, an seiner Verheißung von seinem Reich – einem Reich, in dem alle Menschen einen Platz haben, ungeachtet der Herkunft und des sozialen Status, ungeachtet der Weltanschauung und der Leistungsfähigkeit. Ich möchte mich festmachen an dieser Verheißung eines Reiches des Friedens und der Gerechtigkeit. Und ich möchte mich dafür einsetzen, dass dieses Reich schon unter uns beginnen kann. Vielleicht nur im ganz Kleinen. Ich möchte Frieden halten in diesen Tagen, ich möchte vergeben, und ich möchte um Vergebung bitten. Ich möchte helfen, wo ich gebraucht werde.